Blaulicht-Gottesdienst: Gemeinsam für alle, die für uns da sind

Nachricht 04. November 2024

Am 3. November kamen in der St. Johanniskirche Lüneburg zahlreiche Einsatzkräfte, Freunde:innen der Blaulichtfamilie und Mitglieder der Öffentlichkeit zum ökumenischen Blaulicht-Gottesdienst zusammen. Unter dem Motto „Wir stehen zusammen“ würdigte der Gottesdienst die Arbeit und das Engagement der Menschen im Blaulicht-Einsatz. 

Der Gottesdienst bildete gleichzeitig den feierlichen Auftakt des ersten Lüneburger Blaulichttages und sendete ein starkes Zeichen der Solidarität und Wertschätzung an alle, die oft unter schwierigen Bedingungen für die Sicherheit und das Wohl der Gemeinschaft sorgen.

„Gott ist da, hält uns, hilft uns, dass wir uns gegenseitig helfen, da zu sein und beizustehen.“

Regionalbischöfin Marianne Gorka und Dechant Carsten Menges leiten den Gottesdienst in einer bewegenden Dialogpredigt, die von den Berichten von schwierigen Einsätzen und tiefem Mitgefühl für die Blaulichtkräfte und Seelsorgenden geprägt ist. Die Regionalbischöfin vom Sprengel Lüneburg berichtet von einem persönlichen Notfalleinsatz in ihrer Zeit als Pastorin, bei dem sie eine Familie nach dem tragischen Tod ihrer Tochter begleitete. Sie erinnert sich: „Ich werde den Schock der Eltern nie vergessen. Dieser Moment, der nicht wahr sein kann, den du nicht glauben kannst, weil du’s einfach nicht fasst.“

Sich unter die Arme greifen, wenn die Belastung zu groß ist

Dechant Carsten Menges vom katholischen Erzbistum Hildesheim, Dekanat Lüneburg erinnert an die Menschenkette auf der Suche nach dem vermissten Studenten Aurel S. kürzlich in Lüneburg und fügt das Bild des biblischen Moses hinzu, dessen Arme im Kampf gegen die Amalekiter von Aaron und Hur gestützt werden, damit er durchhalten kann.

„Das Bild, dass Aaron und Hur ihm dann die Arme stützen, finde ich so aussagekräftig. Da kommt das Sprichwort ‚Jemandem unter die Arme greifen‘ in den Sinn.“ Er zieht damit Parallelen zu den Einsätzen der Blaulichtkräfte, die sich gegenseitig unterstützen, gerade wenn die Belastung zu groß wird. 

Die Dialogpredigt ermutigt die Einsatzkräfte und Seelsorgenden, auf den Zusammenhalt und die Kraft des Glaubens zu vertrauen: 

„Eine Tasse Kaffee mag trivial erscheinen, doch sie symbolisiert so viel mehr. "

Polizeisprecherin Sara Mehnen

„Eine Tasse Kaffee, die so viel bedeutet“ – Polizeisprecherin Sara Mehnen teilt persönliche Eindrücke

Als Pressesprecherin der Polizeiinspektion Rotenburg im Vermisstenfall Arian war Polizistin Sara Mehnen an einem der intensivsten Einsätze der vergangenen Jahre beteiligt. Sie berichtet von der einzigartigen wertschätzenden Zusammenarbeit der verschiedenen Blaulichtorganisationen. So erinnert sie sich an einen besonders bedeutsamen Moment während des Einsatzes, als ein Notfallseelsorger ihr eine Tasse Kaffee brachte: „Eine Tasse Kaffee mag trivial erscheinen, doch sie symbolisiert so viel mehr. Sie steht für Wertschätzung, für das Miteinander und für die kleinen Gesten, die oft den Unterschied machen.“ 

Die Solidarität und Unterstützung, die Mehnen in diesem Moment empfand, steht für sie stellvertretend für den Geist der Blaulichtfamilie, der an diesem Tag gefeiert wird: „Wenn wir uns gegenseitig unterstützen und wertschätzen, können wir auch in schwierigen Zeiten bestehen.“

„Ein weithin anerkanntes Zeichen der Stärke“ – Jörg Wesemann über den Zusammenhalt der Blaulichtkräfte

Jörg Wesemann, Polizeidirektor Rotenburg und Einsatzleiter im Fall Arian, erinnert sich bei alle Frustrationserfahrung vor allem das gute Zusammenwirken aller Helfenden damals. Dieser Einsatz habe gezeigt, wie die Zusammenarbeit der Blaulichtkräfte auf gegenseitigem Respekt und einem gemeinsamen Ziel beruht. Es sei genau dieser Zusammenhalt, der die die Blaulichtgemeinschaft stärkt und ihnen auch in herausfordernden Zeiten die nötige Kraft verleiht.
„Der außergewöhnliche Zusammenhalt aller Blaulichtorganisationen in herausfordernden Zeiten ist ein weithin anerkanntes Zeichen der Stärke und Solidarität.“ Er weist darauf hin, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen: „Es ist von entscheidender Bedeutung, unsere Sensibilität für die Bedürfnisse unserer Mitmenschen zu erhöhen, sie zu unterstützen und zu schützen.“
 

Einblicke aus der Polizeiseelsorge – Marcus Christ über Einsätze voller Zweifel

Marcus Christ, Leiter des Kirchlichen Dienstes in Polizei und Zoll, erzählt die Geschichte von Leonie, einer Polizeikommissarin, die in einer Extremsituation ihre Dienstwaffe einsetzen musste. Nach dem Einsatz beginnt ein innerer Konflikt, der sie stark belastet: „Hätte ich doch anders handeln sollen? Hätte man den Messerangriff anders abwehren können?“ schildert Christ die Gedanken, die Leonie quälen. Er beschreibt, wie solche Erlebnisse viele Polizeibeamtinnen und -beamte verfolgen und wie die Polizeiseelsorge in diesen schwierigen Momenten Unterstützung bietet. „Solche oder ähnliche Berichte höre ich von Polizeibeamtinnen und -beamten, wenn sie mit lebensbedrohlicher Gewalt konfrontiert wurden und selbst Gewalt anwenden mussten, um die Gefahr abzuwenden.“

Christ benennt die Rolle der Polizeiseelsorge in solchen Situationen: „Hier bietet die Polizeiseelsorge einen geschützten Raum und kann den betroffenen Beamtinnen und Beamten seelsorglich beistehen und sie begleiten.“ Die Seelsorge gibt Raum, die Erfahrungen zu verarbeiten, und hilft dabei, wieder Kraft für den herausfordernden Alltag zu schöpfen.

Kurzvideo

In diesem Kurzvideo sehen Sie Eindrücke vom Blaulicht-Gottesdienst 2024 in der St. Johanniskirche Lüneburg.

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Ablauf und Mitwirkende

Beim Blaulicht-Gottesdienst am 3. November 2024 wirkten Vertreter:innen der evangelischen und katholischen Kirche sowie zahlreiche Einsatzkräfte aus den Blaulicht-Diensten mit.