Warum äußeres Glück oft nicht lange anhält
Ein anderes Beispiel: Jeder kennt es, wenn ein Auto vor einem einfach nicht in die Gänge kommt – Schneckentempo! Dabei will man doch einfach nur nach Hause. Was machen die meisten Menschen in so einer Situation? „Komm schon! Fahr doch, du ...“ Und dann folgen oft sehr kreative Beschreibungen der Person vor einem, oder? Das kennt jeder! Es gibt aber auch Autofahrer, die sagen: „Oha, der hat aber Zeit da vorne! Na ja, die habe ich jetzt wohl auch. Es wird sicher nicht schneller, wenn ich mich aufrege. Es wird wohl einen Grund haben, dass ich so ausgebremst werde. Vielleicht werde ich beschützt, weil irgendwo ein Blitzer steht, den ich sonst übersehen hätte, weil ich wieder so schnell nach Hause wollte. Ach, dann rufe ich jetzt noch schnell Papa an, mit dem habe ich schon ewig nicht gesprochen. Passt doch!“
Wieder die gleiche Situation, wieder zwei mögliche Reaktionen: Sie entscheiden, welche Bedeutung Sie dem Ereignis geben und damit auch, in welchem Seinszustand Sie landen – in Ungeduld, Wut und Getrenntsein oder in Gelassenheit, Vertrauen und Verbundenheit. Sie erleben also Unglück oder Glück. Gerade bei ärmeren Menschen dieser Welt ist es oft so, dass sie durch die große Wertschätzung, die sie kleinen Dingen oder Gesten entgegenbringen, Glück erleben, das für uns selbstverständlich geworden ist. Sie haben untereinander eine Solidarität und Wertschätzung entwickelt, die den Selbstwert und das Miteinander so sehr stärken, dass sie selbst in schwierigen Zeiten Glück empfinden. Weil sie einen Seinszustand wählen, der ihnen Kraft gibt! Beim Glück geht es also nicht ums Haben, sondern ums Sein.
Achten Sie auf Ihre Gedanken, denn: „Sie sind Ihres eigenen Glückes Schmied!“ Und vergessen wir nicht, dass Dinge, die für uns selbstverständlich sind, für jemand anderen eine große Geste sein können!
Nicht jeder hat Glücklichsein gelernt
Doch nicht alle Menschen haben gelernt, wie man glücklich ist. Vielen wurde beigebracht: „Du wirst nur geliebt, wenn du etwas leistest.“ Und was ihre Leistung wert ist, bestimmen häufig nicht sie selbst! So etwas ist irritierend und wirkt oft bis ins hohe Alter nach. Als Kind entwickelt man einen falschen Ehrgeiz. Man tut Dinge, um der Liebe der Eltern willen. Bleibt die Anerkennung dennoch aus, verliert man das Vertrauen, liebenswert zu sein. Später, wenn diese Kinder erwachsen sind, fällt es ihnen schwer, sich als wertvoll zu empfinden. Oft erkennt man es daran, dass diese Menschen sich vollkommen erschöpfen, weil sie immer denken, es sei nicht genug, was sie tun – auch dann nicht, wenn sie einen Meilenstein geschafft haben. Dann spielen sie ihre Leistung herunter, erlauben sich nicht, aufzutanken, und sind vom Glück weit entfernt. Vielleicht kennt das der eine oder andere. Doch die gute Nachricht ist: Es ist nie zu spät! Glück kann man lernen – und zwar ein Leben lang.
Es gibt ein Modell von Sonja Lyubomirsky, das zeigt, wie hoch die Chancen sind, neue Verhaltensweisen in Bezug auf Glück zu erlernen: 50 Prozent sind genetisch bedingt (Gesundheit, Temperament), zehn Prozent hängen von den Lebensumständen ab, und 40 Prozent gehen auf erlernbare Verhaltensweisen zurück. Glück kann man lernen – und zwar ein Leben lang!