Herr Pastor Paul, wie hat sich Ihre Rolle im Kirchenkreis und darüber hinaus in der Notfallseelsorge konkret entwickelt?
Paul: Ich bin seit 21 Jahren Pastor im Wendland, betreue fünf kleine Gemeinden und habe schon ziemlich früh nach meinem Einstieg die Beauftragung für die Notfallseelsorge im Kirchenkreis erhalten. Zunächst war das eine Aufgabe ohne eigenen Stellenanteil, sie lief also nebenher, ergänzend zu den normalen pastoralen Aufgaben. Erst später wurde auf Sprengelebene die Stelle des Beauftragten für Notfallseelsorge eingerichtet, die dann auch als Schnittstelle zu den anderen Kirchenkreisbeauftragten und zur Landeskirche dient – und nach und nach mit anteiligen Stellen ausgebaut wurde. Auch die innerkirchliche Fortbildung und der Austausch mit staatlichen Stellen, wie Polizei und Feuerwehr, gehören inzwischen fest zu meinem Arbeitsfeld.
Wie entstand Ihr persönliches Interesse an diesem Feld und welches Erlebnis hat Sie am stärksten geprägt?
Paul: Neben einigen schweren Unglücksfällen zu Beginn meines Dienstes hat mich auch die Begegnung mit Eltern geprägt, von denen vor zwanzig Jahren ein Sohn verunglückt war – in einer Zeit, als es solche Begleitung noch nicht gab. Mich hat das bewegt: Wie schlimm ist es, Menschen in solchen Grenz- und Verlustsituationen allein zu lassen? Ich wollte besser vorbereitet sein, deshalb habe ich Fortbildungen besucht und mich immer weiter qualifiziert.
Besonders eingebrannt hat sich mein erster Notfallseelsorge-Einsatz bei einem plötzlichen Kindstod: Mein eigener Sohn war im gleichen Alter. In solchen Momenten kommt die eigene Verletzlichkeit ins Spiel, aber auch das Verständnis für das unermessliche Leid anderer. Und Fälle mit kaum vorhandenem sozialem Netz machen besonders schmerzlich deutlich, wie wichtig jeder mitfühlende Kontakt ist.