1954 fing alles an. Als die Posaunen und die Trompeten ‚Stille Nacht‘ spielten. „Da habe ich zu meinen Eltern gesagt: Ich mache da mit.“ Noch in den Weihnachtstagen geht Hans-Heinrich Oltshausen zu seinem Onkel und holt sich eine Trompete. „Der wohnte im Ort gleich um die Ecke.“ Üben muss der Sohn eines Landwirtes allerdings im Kuhstall. „So’n luudes Instrument, dat is nix“, befand der Vater des damals 15-Jährigen. Laut heißt das. Und mehr noch: Durchdringend.
Die Einschätzung, eine Trompete tauge nichts, wird im Nordwesten des Isenhagener Landes nicht uneingeschränkt geteilt, es gibt dort unzählige Posaunenchöre, auch heute noch. Allein sechs sind es in den Kirchengemeinden Steinhorst, Groß Oesingen, Sprakensehl und Hankensbüttel. Hatte sich der alte Olthausen an Harmonium und Geige im Selbstversuch erprobt, so hatte Sohn Hans-Heinrich immerhin in den ersten Wirtschaftswunderjahren beim Sprakensehler Pastor Klavierunterricht bekommen.
Posaunenchor war Männersache
Der wirtschaftliche Aufschwung hatte die Region noch nicht erreicht, Pastor Wolters erhielt von der Dorfbevölkerung Kleidung und Lebensmittel und unterrichtete dafür ihre Kinder. Mit ein Grund, weshalb Hans-Heinrich Oltshausen nur wenige Monate mit seinem Instrument in den Kuhstall gehen musste. „Ich hatte den Vorteil, dass ich beide Notenschlüssel lesen konnte: Bass- und Violinschlüssel. Das war bei den anderen im Posaunen-Chor nicht der Fall. Die konnten immer nur den Notenschlüssel, den sie auch geblasen haben“, erinnert sich der heute 85jährige Sprakensehler. Bereits im Frühjahr darf er mitspielen im Posaunenchor. „Wie gut oder wie schlecht, das weiß ich nicht. Aber ich habe mitgeblasen.“