„Hörbar und sichtbar“: Kirchenmusik ist Bildungs- und Bindungskraft

Nachricht 01. Dezember 2025

Die Landeskirche verfügt erstmals über eine umfassende und grafisch aufbereitete Übersicht zur Kirchenmusik – und kann nun eine datenbasierte Steuerung von deren Planung, Förderung und regionaler Schwerpunktsetzung angehen.

Die Landeskirche verfügt erstmals über eine umfassende und grafisch aufbereitete Übersicht zur Kirchenmusik – und kann nun eine datenbasierte Steuerung von deren Planung, Förderung und regionaler Schwerpunktsetzung angehen. 

Darauf hat Jan Meyer, Vorsitzender des Ausschusses für Kirchenmusik und Kultur der Landessynode, bei der Vorstellung seines aktuellen Berichts im Fokusprojekt „Kirchenmusik weiterdenken“ hingewiesen.

Die von ihm vorgestellte „kirchenmusikalische Landkarte“ gibt einen beeindruckenden Überblick: Rund 52.000 Menschen musizieren demnach regelmäßig in mehr als 2.300 Gruppen – von Kinder- und Jugendchören über Gospel- und Posaunenchöre bis zu Kantoreien, Orchestern und Bands oder als Einzel-Instrumentalist:innen. Die Karte ist online unter anderem auf der Website der Landeskirche zu finden.

„Die kirchenmusikalische Landkarte macht unsere Arbeit erstmals transparent“, betonte Meyer. „Sie ermöglicht regionale Vergleiche und zeigt öffentlich einsehbar, wo Chöre, Ensembles oder Orgelspiel zu finden sind.“ Der Kirchenmusikentwicklungsplan von der musikalischen Bildung von Anfang an bis zur Stärkung der Attraktivität des Berufsbildes gebe zudem eine klare Orientierung, sichere Kompetenzen und diene als Handreichung für alle Ebenen der Kirche. Meyer warb dafür, dass Kirchenmusik strategisch ein Querschnittsthema bleiben müsse, denn: „Eine singende Kirche ist eine lebendige Kirche“.

„Ich wünsche mir, dass die Landeskirche Hannover profiliert zur singenden und klingenden Landeskirche wird – Musik als Markenkern, die in der Gesellschaft hörbar und sichtbar ist."

Regionalbischöfin Marianne Gorka

Musikalische Landkarte

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Kirchenmusik als Bildungs- und Bindungskraft

Die anschließende Aussprache zeigte, dass die Kirchenmusik in vielen Sprengeln sowohl als Bildungs- als auch als Bindungsfaktor von hoher Bedeutung ist. So betonte Dr. Karin Köhler (Sprengel Hildesheim-Göttingen), dass z.B. die Posaunenchorarbeit im ländlichen Raum „eines der größten Bildungsangebote für junge Menschen“ sei. Mit Blick auf aktuelle Herausforderungen hat sie ein „dringendes Votum“ ausgesprochen, die Kirchenmusik zu erhalten.

Auch Bernd Rossi (Sprengel Hildesheim-Göttingen) hob die Relevanz der Kirchenmusik hervor. Die hohe Zahl aktiver Musikerinnen und Musiker habe ihn positiv überrascht, das müsse sichtbarer werden, sagte er. Zugleich mahnte er an, in der Zukunftsgestaltung „nicht nur aufs Sparen zu schauen“. Bestimmte Handlungsfelder müssten klar benannt und gesichert werden, denn Kirchenmusik ermögliche Anschlussfähigkeit für Menschen, die sonst kaum Berührung mit Kirche hätten. Mit Blick auf regionale Strukturen wies Martin Sundermann (Sprengel Ostfriesland-Ems) auf Lücken in der Aus- und Fortbildung hin und warb dafür, entsprechende Angebote stärker in Regionen außerhalb Hannovers zu verankern. 

Kirche im schulischen Ganztag: Chancen für musikalische Bildung

Oberlandeskirchenrätin Dr. Kerstin Gäfgen-Track unterstrich die Herausforderungen und Chancen für Kirchenmusik im Zusammenhang mit dem schulischen Ganztag. Dieser sei gesellschaftlich unverzichtbar geworden; Kinder bräuchten jedoch weiterhin emotionale, kulturelle und soziale Bildung. Hier könne die Kirche wichtige Impulse setzen, etwa durch niedrigschwellige Angebote in Schulen. Man sei bereits im Gespräch mit der Landesregierung. 

Im Rahmen der Debatte dankte Regionalbischöfin Marianne Gorka (Sprengel Lüneburg) dem Ausschuss für seine hervorragende Arbeit. Den engagierten Synodalen sei zu verdanken, dass die nun vorliegende Landkarte die Kirchenmusik „nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar“ mache. Das große Engagement der Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen müsse auch unter veränderten Rahmenbedingungen gesichert bleiben.

„Ich wünsche mir, dass die Landeskirche Hannover profiliert zur singenden und klingenden Landeskirche wird – Musik als Markenkern, die in der Gesellschaft hörbar und sichtbar ist", sagte sie vor der Landessynode.

Marianne Gorka setzt sich aktiv für die Förderung von Kirchenmusik ein und betont dabei besonders die Bedeutung des Engagements von Ehrenamtlichen wie Hauptamtlichen. In ihrer Zeit als Landessynodale war sie selbst Vorsitzende des Ausschusses für Kirchenmusik und Kultur der Landessynode der Landeskirche Hannovers und steht unter anderem im Austausch über Stipendienförderungen für kirchenmusikalischen Nachwuchs, die beispielsweise Organist:innen, Chorleiter:innen und Popularmusiker:innen unterstützen. 

Kantor an der Gospelkirche Hannover, Workshopdozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter, hier bei der 26. Landessynode der Kirche Hannovers. Foto: Jens Schulze

Kirchenmusikstipendien für den Nachwuchs

Die Bewilligung dieser Stipendien erfolgt in Absprache mit ihr, und die Übereichung der Urkunden findet in festlichen Gottesdiensten statt. Diese Stipendien werden in allen Sprengeln vergeben; Bei uns leider noch nicht im Rahmen eines Gottesdienstes o. eines Absolventenkonzertes vergeben, in Hannover oder HI-GÖ aber z.B. schon. Vielleicht kann das auch so erwähnt werden. Vorschlag: Die Bewiliigung dieser Stipendien erfolgt in allen Sprengeln in Absprache mit den Regionalbischöf:innen; sie werden teils in festlichen Gottesdiensten, teils im konzertanten Rahmen verliehen. 
Darüber hinaus hebt die Regionalbischöfin die Förderung von Aus- und Fortbildung im Bereich Kirchenmusik hervor. Die ehemalige Landespastorin für die Posaunenchorarbeit in der Landeskirche Hannovers sieht die Kirchenmusik als integralen Bestandteil einer lebendigen Kirche, die sich offen in die Gesellschaft einbringt. „Die Musik ist es wert, entsprechend gewürdigt und gefördert zu werden. Wir rufen alle dazu auf, sich für das kirchliche Kulturgut stark zu machen.“

Qualität von Liturgie weiter stärkenland

Als Vorsitzende des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland (EPiD e.V.) betont sie zudem die Bedeutung von Musik für die Zukunft der Kirche und sieht in der Förderung von Kirchenmusik einen wichtigen Beitrag für geistliches Wachstum und kulturelle Vielfalt. Marianne Gorka war langjährig in der Ausbildung von Gottesdienstberater:innen aktiv, um die Qualität von Liturgie und musikalischer Begleitung in Gottesdiensten weiter zu stärken.

Die Landessynode nahm den Bericht einstimmig mit 57 Stimmen befürwortend zur Kenntnis. Das Landeskirchenamt und der Landeskirchenmusikdirektor wurden gebeten, die im Kirchenmusikentwicklungsplan benannten Handlungsfelder in die kirchenleitenden Prozesse einzubinden, die kirchenmusikalische Landkarte dauerhaft fortzuschreiben und mit digitalen Systemen zu verknüpfen. Die Synode empfahl den Kirchenkreisen zudem, den Kirchenmusikentwicklungsplan für eigene Entscheidungs- und Strukturprozesse zu nutzen.

So viele Menschen machen Kirchenmusik

Die evangelische Landeskirche Hannovers hat erstmals eine Übersicht über alle musikalischen Aktivitäten in ihren Gemeinden und Einrichtungen vorgelegt. Danach machen dort insgesamt 52.000 Menschen in rund 2.300 Gruppen Musik, wie der Gospelkantor und Synodale Jan Meyer am bei der in Hannover tagenden Landessynode darlegte. Unter den Gruppen sind Chöre, Ensembles, Bands, Kinderchöre und Flötenkreise sowie rund 550 Posaunenchöre und 260 Pop- und Gospelchöre. Hinzu kommen Organisten und andere Instrumentalisten.