Paulina Pacholak in Gifhorn zur Pastorin ordiniert – Von Warschau über Leipzig in die Landeskirche Hannovers

Pressemitteilung 09. Juli 2025

Gifhorn, den 5. Juli 2025 

In einem Gottesdienst in der St.-Nicolai-Kirche Gifhorn ist am Sonnabend, 5. Juli 2025, Paulina Pacholak von Regionalbischöfin Marianne Gorka in das Amt der Pastorin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers ordiniert worden. Die gebürtige Polin wird künftig in den Kirchengemeinden St. Nicolai und Martin-Luther in Gifhorn tätig sein. 

Regionalbischöfin Gorka würdigte in ihrer Predigt Pacholaks außergewöhnlichen Weg: „Es hat meinen Respekt, was Sie bereits geleistet haben, sich hier in Deutschland und in unserer Landeskirche zurechtzufinden. Heute freut sich eine ganze Kirche, dass Sie da sind.“

Katholische Prägung in Heimat Polen

Paulina Pacholak ist in Warschau aufgewachsen, in einer Region, in der die Mehrheit katholisch geprägt ist. Ursprünglich katholisch getauft, hatte sie nach eigenem Bekunden als Jugendliche viele Fragen an den Glauben, auf die sie keine Antworten fand. „Mir waren Individualismus und Selbstverantwortung wichtig“, beschreibt sie ihre Motivation, evangelische Theologie zu studieren. „In der evangelischen Theologie liegt der Schwerpunkt nicht auf einzelnen Führungspersonen, sondern auf allen Menschen.“ Besonders der intellektuelle Zugang zur Religion habe sie angesprochen: „Es gab Raum, Fragen zu stellen, Dinge zu hinterfragen und den Glauben mit dem eigenen Verstand zu verbinden.“

„Mir waren Individualismus und Selbstverantwortung wichtig. In der evangelischen Theologie liegt der Schwerpunkt nicht auf einzelnen Führungspersonen, sondern auf allen Menschen.“

Pastorin Paulina Pacholak

Frauenordination in Polen erst seit 2022 möglich

Über das Erasmus-Programm kam Pacholak zunächst für ein Studienjahr nach Leipzig – aus dem schließlich ein neuer Lebensmittelpunkt wurde. „Es war spannend, in einem anderen Land zu leben und mit Menschen aus verschiedenen Hintergründen zu studieren. Theologie in der Sprache Martin Luthers zu lernen, hat mich sehr gereizt.“

Trotz der Herausforderungen, in einer fremden Sprache und Kultur anzukommen, entschloss sie sich, in Deutschland zu bleiben und dort das Vikariat zu absolvieren. „Damals war die Frauenordination in Polen noch nicht möglich“, so Pacholak. „Ich wollte Pastorin werden und habe versucht, den Weg in der Landeskirche Hannovers zu schaffen.“

Ihr Ordinationsspruch „Alles vermag ich durch den, der mich stärkt, Christus“ (Philipper 4,13) drückt für sie eine innere Gewissheit aus. „Dieser Satz ist für mich ein Anker – auch in Situationen, die mir erst unmöglich erscheinen.“

Mit der Ordination übernimmt die gebürtige Warschauerin das Amt der öffentlichen Verkündigung in Wort und Sakrament. Regionalbischöfin Gorka hob in ihrer Predigt hervor, dass Pacholak ihren Weg in die evangelische Kirche nach einer intensiven persönlichen und theologischen Suche gefunden habe. „Sie wissen, wie es ist, neu anzufangen und sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden“, sagte Gorka. Diese Erfahrung könne besonders dann hilfreich sein, wenn es darum gehe, Menschen seelsorglich zu begleiten und ihnen den Glauben auf neue Weise nahe zu bringen.

 „Sie wissen, wie es ist, neu anzufangen und sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden.“

Regionalbischöfin Marianne Gorka

Auch Menschen ansprechen, die selten den Gottesdienst besuchen

Als Pastorin in Gifhorn möchte Paulina Pacholak insbesondere Akzente in der Seelsorge, der Begleitung von Seniorinnen und Senioren und der Konfirmandenarbeit setzen. Wichtig ist ihr auch, dass kirchliche Rituale wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen so gestaltet werden, dass sie auch Menschen ansprechen, die nur selten einen Gottesdienst besuchen. „Ich möchte, dass Menschen sich gesehen fühlen – egal, ob sie der Kirche nahestehen oder eher distanziert sind. Für mich ist Kirche ein Ort für alle, ohne Ausgrenzung, getragen von der Liebe Gottes.“

Regionalbischöfin Gorka unterstrich in ihrer Predigt, dass es in Paulina Pacholaks Lebensweg nicht nur um Erfolgsgeschichten ging: „Gott ist auch da, wenn ich keine Trophäen vorweisen kann. Mit Ihrem Ordinationsvers bekennen Sie, dass die Kraft, aus der wir leben, nicht aus uns selbst kommt, sondern aus dem Glauben an Christus.“

Musikalisch gestalteten die Kantorei St. Nicolai und Raphael Nigbur den Gottesdienst. Unterstützt wurde die Ordination von Weggefährtinnen und Weggefährten, die Paulina Pacholak seit ihrem Studium begleiten – unter ihnen Freunde aus Warschau und Leipzig, Kolleg:innen aus dem Vikariat und Vertreter:innen der Gemeinde Gifhorn. Auch ihre Familie aus Polen begleitete sie an diesem Tag.

Paulina Pacholak wird in Gifhorn künftig in der Gottesdienstgestaltung, der Konfirmanden- und Seniorenarbeit, seelsorglichen Gesprächen sowie in Taufen, Trauungen und Beerdigungen tätig sein.

Hintergrund: Die Ordination

Die Ordination ist die feierliche Ernennung zum Pastor bzw. zur Pastorin. Mit der Einsegnung erhalten die Ordinierten das lebenslange Recht, öffentlich zu predigen, zu taufen und das Abendmahl einzusetzen. Das Vikariat ist der praktische Teil der Ausbildung zur Pastorin/zum Pastor.

Über den Sprengel Lüneburg:

Zum Sprengel (Kirchenbezirk) Lüneburg gehören zehn Kirchenkreise. In den 220 Kirchengemeinden mit rund 470.000 Gemeindegliedern sind 350 Pastorinnen und Pastoren tätig.

Die geistliche Leitung und den bischöflichen Dienst im Sprengel nimmt seit Februar 2024 Regionalbischöfin Marianne Gorka wahr. Sie vertritt den Sprengel in der Öffentlichkeit und ist über den Bischofsrat beteiligt an der gesamtkirchlichen Leitung der Landeskirche Hannovers. Regelmäßige Predigtstätte der Regionalbischöfin ist die Lüneburger St.-Johannis-Kirche.

Pastorin Paulina Pacholak (Foto: Jens Schulze/EMA)

Interview mit Paulina Pacholak

Lesen Sie in diesem Interview mit Paulina Pacholak mehr über ihre Herkunft und die Bedeutung der evangelischen Kirche in Polen.

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